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Beaufort Triennale 01 in 2003 - Antony Gormley "Another Place" am Strand von DePanne/on the beach of DePanne - Juni/June 2003. - Photo Copyright Reinhard Leuven |
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Antony Gormley Beaufort Triennale 2003
"Another Place"
Sie bevölkerten den Strand zwischen St. Idesbald und DePanne, - die Gußmänner von Antony Gormley. Schauten alle in Richtung Norden. Sahen alle aus wie aus einem Guß. Manche standen auf dem Strand, andere ragten verschieden hoch aus dem Sand heraus. Von manchen sah man nur den Kopf. Einige standen weit oben am Strand, andere unten, schon im Flutsaum.
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Beaufort Triennale 01 in 2003 - Antony Gormley "Another Place" am Strand von DePanne/on the beach of DePanne - Juni/June 2003. - Photo Copyright Reinhard Leuven |
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Beaufort Triennale 01 in 2003 - Antony Gormley "Another Place" am Strand von DePanne/on the beach of DePanne - Juni/June 2003. - Photo Copyright Reinhard Leuven |
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Fast 100 Gußmänner sollen es gewesen sein. Ihre Wirkung konnte man in Gänze nur richtig erleben, wenn man etliche Tage dort verbrachte und sie in verschiedensten Licht- und Wetterstimmungen und zu unterschiedlichen Tageszeiten, bei Flut, bei Ebbe beobachtete.
Lebendig schienen sie zu werden, wenn man alleine am Strand zwischen ihnen stand und man selbst reglos gen Norden übers Meer zum Horizont schaute.
Warum waren sie dort? Woher waren sie gekommen? Was hatte sie hierher geführt? Warteten sie oder wollten sie gerade weitergehen, hinein ins Meer?
Nicht weit entfernt in ihrem Nacken die Phalanx der Betonburgen von DePanne.
Die Gußmänner wirkten nicht als seien sie auf der Flucht. Ihre metallenen Körper mit dem Rostüberzug wirkten wenig verwundbar. Lediglich das Meersalz im Wasser, in der Luft veränderte im Laufe der vielen Triennale-Wochen das anfänglich rein industriell wirkende Rostbraun. Das Rostbraun, wie man es von unbehandeltem Industriestahl kennt, wurde noch organischer. Ein Hauch von Meersalzweiß legte sich darüber. Die Beine der Gußmänner, die bei Flut im Meerwasser standen, erinnerten bald an das Metall der Rümpfe alter Stahlboote, die irgendwo zwischen den Schuppen der Fischereihäfen von Nieuwpoort oder Oostende vor sich hin rosteten. Angefressen vom Meersalz, übersät mit kleinen und großen Bohrmuscheln.
Doch auch diese Veränderungen konnten die Aura der Gußmänner nicht beeinträchtigen.
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Beaufort Triennale 01 in 2003 - Antony Gormley "Another Place" am Strand von DePanne/on the beach of DePanne - Juni/June 2003. - Photo Copyright Reinhard Leuven |
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Selbst die Späße der Badegäste, die - vermutlich in Unkenntnis der Triennale - unvermittelt mit den Gußmännern konfrontiert wurden, taten der Gußmannwürde keinen Abbruch. Interessant zu registrieren waren die verschiedenen Arten von Gußmann-Beschmückungen. Sie reichten von derben Späßen mit Plastiktüten, Bekleidungsstücken, Gummiballhälften, etc., etc. bis hin zu verehrend aufgesetzten Kränzen aus Seetang. Kinder bewarfen die Gußmänner mit Sand und Steinen. Hunde hoben ihr Bein an den Gußbeinen.
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Beaufort Triennale 01 in 2003 - Antony Gormley "Another Place" am Strand von DePanne/on the beach of DePanne - Juni/June 2003. - Photo Copyright Reinhard Leuven |
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Beaufort Triennale 01 in 2003 - Antony Gormley "Another Place" am Strand von DePanne/on the beach of DePanne - Juni/June 2003. - Photo Copyright Reinhard Leuven |
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Beaufort Triennale 01 in 2003 - Antony Gormley "Another Place" am Strand von DePanne/on the beach of DePanne - Juni/June 2003. - Photo Copyright Reinhard Leuven |
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All das konnte die stoische Würde der Gußmänner nicht beschädigen. Sie warteten bis die Flut, der Regen und der Wind die unerwünschten Verkleidungen hinweg fegten. Unbeirrt in Richtung Norden blickend. Wartend ...
Auf was? Warum?
Es war seltsam, - ihre gußeiserne Würde vermittelte Mut. Denn sie standen dort und widerstanden ...
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Beaufort Triennale 01 in 2003 - Antony Gormley "Another Place" am Strand von DePanne/on the beach of DePanne - Juni/June 2003. - Photo Copyright Reinhard Leuven |
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Noch lange Zeit nach der Triennale lagen die Gußmänner in Gruppen oben am Strand von DePanne und warteten offenbar auf ihren nächsten Daseinsabschnitt. Vorerst schienen sie Opfer irgendeiner verwaltungstechnischen Verzögerung zu sein. Sie lagen dort nun eher unwürdig. Wartend wie immer. Ihre nicht selbstverschuldete Lage hätte man ihnen ersparen müssen. Gut, dass sie so schwer waren, sonst wären wohl nächtens Schrottler gekommen und hätten sie schnöde zum Einschmelzungstod abgeholt.
Nur der Wind hatte ein Einsehen und begann mit der Versandung der liegenden Gußmänner des Antony Gormley ...
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Beaufort Triennale 01 in 2003 - Antony Gormley "Another Place" am Strand von DePanne/on the beach of DePanne - Oktober/October 2003. - Photo Copyright Reinhard Leuven |
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Eine Gruppe der Gußmänner lag in der Nähe eines in einer Querstrasse (zum Zeedijk) stehenden Apartmenthauses, das eine Gedenkplakette trägt. Sie erinnert daran, dass hier einst zu Zeiten des Ersten Weltkrieges ein Lazarett stand, das in der Medizingeschichte bekannt wurde. Das Gemetzel an der nahen Westfront forderte die Chirurgen zu neuen Operationstechniken heraus.
Die Gußmänner lagen im Sand. Hunde bepinkelten sie. Kinderbälle prallten an ihnen ab. Nur der ewig wehende Wind an der Küste, der beständig Tag und Nacht den Strand verändert, nahm sich ihrer an und bedeckte sie bis zu ihrer Abholung mit tarnendem Sand ...
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Beaufort Triennale 01 in 2003 - Antony Gormley "Another Place" am Strand von DePanne/on the beach of DePanne - Oktober/October 2003. - Photo Copyright Reinhard Leuven |
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